Grenzen der Naturheilkunde© Alexander Raths AdobeStock 86950890
Die Naturheilkunde bietet ein sehr breites Wirkungsspektrum, schließlich bedient sie sich verschiedenster Mittel, deren Effekte teils seit Hunderten von Jahren genutzt und geschätzt werden. Heilpflanzen beispielsweise (die Phytotherapie macht sich Kräuter, Pflanzenteile, Pflanzensäften, Tees … zu Nutze), von denen es schier unzählige gibt, haben schon vielen Menschen zur Genesung verholfen. Im Ursprung beruhte die Anwendung der Pflanzenwirkstoffe schlicht auf Erfahrungen, die von Generation zu Generation weitergegeben wurden – doch längst fand ihre Effektivität Bestätigung durch klinische Studien, auf deren Grundlage zudem die Dosierung verfeinert werden konnte; die genaue Analyse der Substanzen hat eine sicherere und teilweise erweiterte Anwendung ermöglicht. Die Pflanzenheilkunde stellt allerdings nur einen kleinen Teil der Naturmedizin dar. Mineralien finden ebenso Verwendung wie etwa Wärme-/Kältebehandlungen, Bäder (Kneipp-Anwendungen), Akupunktur, Heilung durch Ernährung, das Schröpfen, Massagen, die Chinesische Medizin … im Grunde genommen umfasst der Begriff alle Therapien, bei denen statt chemisch hergestellter Mittel nur natürliche zum Einsatz kommen. Die Homöopathie nach Hahnemann („Ähnliches möge durch Ähnliches geheilt werden“ – die Trägersubstanzen enthalten nach wiederholtem Potenzieren quasi nur noch den „Schatten“, die „Information“ der Trägersubstanz) oder die traditionelle indische Heilkunst, Ayurveda, sind ebenfalls gute Beispiele für Naturheilverfahren. Die Einsatzmöglichkeiten der natürlichen Heilmethoden sind so zahlreich wie die Krankheiten und Symptome, gegen die mit ihrer Hilfe vorgegangen wird; ob akut oder chronisch, ob Erkältungskrankheit, Verdauungs-, Gelenk- oder sonstige Beschwerden, Stress, Migräne, Allergien … die Aufzählung ließe sich beliebig fortsetzen. Ganzheitlich diagnostische Methoden liegen den Naturheilverfahren häufig zugrunde – der Mensch wird meist nicht partiell, sondern in Gänze betrachtet, damit die Linderung/Heilung von Krankheiten erfolgen kann. Die Selbstheilungskräfte sollen angeregt werden, damit die Gesundheit erhalten oder wiederhergestellt werden kann. Und die Naturheilkunde wird oft nicht als bloße Alternative, sondern auch als Ergänzung zur Schulmedizin gesehen und angewendet. Dadurch eröffnen sich Möglichkeiten und die Gefahr wird dezimiert, dass durch das Vertrauen in und das Verlassen auf Naturmedizin Diagnostik- und Therapiemöglichkeiten der Schulmedizin nicht genutzt werden und wertvolle Zeit verstreicht. Denn die Naturheilkunde hat zweifelsfrei Grenzen (die Stärkung der Selbstheilungskräfte kann nur greifen, wenn Selbstheilung grundsätzlich möglich ist – das ist zum Beispiel bei vielen chirurgischen Eingriffen nicht der Fall). Einen Ersatz für intensivmedizinische Maßnahmen kann die Naturheilkunde nicht darstellen. Beide Disziplinen – die Natur- sowie die Schulmedizin – wollen uns helfen, gesund zu werden oder zu bleiben. Teils arbeiten die beiden wunderbar Hand in Hand. Und niemand sollte auf die Idee kommen, einem Herzinfarkt, einer akuten Blinddarmentzündung, einem Magendurchbruch mit alternativer Medizin trotzen zu wollen, um nur wenige Beispiele zu nennen.
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